Die Gemeinde Neenstetten im Alb-Donau-Kreis

Abschied BM Martin Wiedenmann

Abschied Bürgermeister Martin Wiedenmann (Mitteilungsblatt KW 51/2023)

Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger,

vor zwölfeinhalb und viereinhalb Jahren haben Sie mich mit sehr hoher Wahlbeteiligung und sehr großer Mehrheit zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Neenstetten gewählt. Dieser Vertrauensbeweis gab mir in den letzten Jahren viel Kraft für das Amt.
Nachdem ich nun im 68.ten Lebensjahr bin, habe ich mich entschlossen, nach der halben zweiten Amtszeit einem jüngeren Nachfolger Platz zu machen und werde zum Ende dieses Jahres mein Amt beenden.

Tobias Dürr wurde am 1. Oktober 2023 mit deutlicher Mehrheit bei hoher Wahlbeteiligung zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Er wird sein Amt am 01. Januar 2024 antreten.

Ich hatte zu Anfang meiner Amtszeit die Gemeinde Neenstetten schuldenfrei übernommen und hatte zum Ziel, diese auch wieder schuldenfrei zu übergeben.
Die sprudelnden Einnahmen aus der Gewerbesteuer erlaubte mir, zusammen mit dem Gemeinderat einige große Projekte auf den Weg zu bringen.

Diese waren der Dorfladen, das neue Feuerwehrhaus und der Bauhof. Für all diese Projekte konnten auch öffentliche Fördergelder aus dem Ausgleichstock und dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR) generiert werden.

Im ehemaligen Raiffeisenbankgebäude im Langenauer Weg 8 wurde ein Umbau vorgenommen, der den Betrieb einer Physiopraxis ermöglichte.

Ein weiteres nennenswertes Projekt war die Umgestaltung unseres Friedhofes, der neben den Reihengräbern mit einem Rasengrabfeld für Erdbestattungen,  einer Ziergrünstätte für Urnenbestattungen und einer Friedbaumstätte für Urnenbestattungen erweitert wurde.

Der Fußballclub Neenstetten, der Schützenverein und der Verein Hütte Neenstetten konnte bei notwendigen Baumaßnahmen und Neubau großzügig unterstützt werden.

Unser Kanalsystem wurde unter erheblichem finanziellem Aufwand saniert. Wir sind hier bundesweit wohl an der Spitze mit einem nahezu 95%-igen Sanierungsgrad.

Auch in der Innenentwicklung waren wir gut vorangekommen. Zahlreiche Gebäudesanierungen und Neubauten konnten durch Bewilligungen aus dem Förderprogramm des (ELR) gefördert werden. Auch örtliche Unternehmen erhielten aus diesem Förderprogramm Unterstützung. Keines der beantragten Objekte wurde abgelehnt!

Zuletzt wurde unserer Gemeinde aus dem Förderprogramm für den Bau von Wohnungen für Geflüchtete über 300.000,- € als verlorenen Zuschuss zugesprochen.

In der Bauleitplanung kamen wir leider nicht wie erhofft voran. Waren es zu Anfang meiner Amtszeit durch die Ausweisung des Baugebiets „Grund“ gerade mal 9 Bauplätze, ging die weitere Erschließung des Baugebiets „Grund Nord“ zäh voran. Im kommenden Jahr stehen hier nun 9 weitere Bauplätze zur Verfügung, die nach dem neuen, von der EU vorgeschriebenen Vergabeverfahren ausgeschrieben und vergeben werden. Im Gewann Börslinger Steig und Leimengrube konnten wir neues Bauland generieren, in welchem über 30 neue Bauplätze für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser Platz finden. Dieses Baugebiet wollten wir im beschleunigten Verfahren durchführen. Leider wurden wir während des Verfahrens Mitte des Jahres durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ausgebremst, so dass eine Fortführung des Bauleitplanverfahrens erst wieder Anfang des nächsten Jahres in Angriff genommen werden kann. Voraussichtlich können in diesem Baugebiet dann ab dem Jahr 2025 Bauplätze verkauft werden.

Auch können durch die „Einbeziehungssatzung Schmiedgasse“ im Südwesten der Gemeinde, welche mittlerweile Rechtskraft erlangt hat, bauliche Entwicklungen zugelassen werden. Bei diesem Gebiet handelt es sich um ein „Dorfgebiet“ in welchem auch Kleingewerbe und eine landwirtschaftliche Kleinstruktur neben der Wohnbebauung möglich sein wird.

Insgesamt stehen in unserer Gemeinde in naher Zukunft ausreichend Bauplätze zur Verfügung, so dass trotz des vorgeschriebenen Vergabeverfahrens voraussichtlich alle einheimische Bauwillige zum Zuge kommen.

Bei der Ausweisung von Gewerbegebieten waren wir auch sehr aktiv. Im Gewerbegebiet „Eisental“ konnte sich die dort ansässige Firma Binder entsprechend ihrer Erweiterungsplanung zügig entwickeln. Es war immer ein Anliegen des Gemeinderats, diese Entwicklung nicht zu bremsen, zumal hier sehr viele Arbeitsplätze geschaffen wurden und werden und dies sich insbesondere auch auf die Steuerkraft der Gemeinde erheblich auswirkt.

Leider scheitern manchmal gewünschte Erweiterungen - insbesondere im gewerblichen Bereich - durch zögerliche Bereitschaft von Grundstückseigentümern, ihre Grundstücke zu einem annehmbaren Preis zu verkaufen. Dies hemmt zuweilen eine gewünschte Entwicklung und wird auch in Zukunft eine große Herausforderung sein.

Hervorzuheben während meiner Amtszeit ist die gute Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Neenstetten. Sei es bei der Abwicklung eines gemeinsam geerbten Grundstückes in Dorfmitte oder auch beim Erwerb des ehemaligen Pfarrhauses durch die bürgerliche Gemeinde. Auch konnte der Kirchengemeinde von Seiten der bürgerlichen Gemeinde eine künftige Bleibe im sanierten Rathaus zugesichert werden.

Ich bin sehr dankbar, dass der Diakonieverband Ulm/Alb-Donau den Betrieb unseres Kinderhauses übernommen hatte und auch in Zukunft dieses betreibt. Dies bedeutet eine erhebliche Entlastung des Rathausbetriebes. Wenngleich derzeit Kritik wegen des Personalmangels an der Kindertagesstätte herrscht, halte ich hier dagegen. Landauf und landab fehlen sowohl in den kirchlich wie auch kommunal geführten Kinderhäusern Personal. Dies ist zum einen dem demographischen Bevölkerungswandel und zum anderen dem vorgegebenen Betreuungsfaktor des Personals zu den betreuten Kindern geschuldet. An letzterem kann die große Politik was ändern – sicherlich zu Lasten der frühkindlichen Förderung der Kinder! Hoffen wir auf eine Entspannung für die Zukunft.

Ein herzlicher Dank an dieser Stelle an die Leiterin des Kinderhauses, Frau Simone Königsknecht und an alle Erzieherinnen und Helferinnen für ihren guten Dienst im Kinderhaus.

Eine große Herausforderung in meiner Amtszeit waren die letzten drei Jahre. Im Februar 2020 beendete ich meinen Beruf als Bauingenieur in der Landesverwaltung, den ich bis dato zu 80 % ausgeübt hatte. Im März 2020 brach die Coronapandemie aus, von der Neenstetten nicht verschont blieb. Nahezu 20 % der Neenstetter Bevölkerung musste in Quarantäne eingewiesen werden. Täglich gab es neue Verordnungen zu beachten, um die Bevölkerung zu schützen.

Nach Abklingen der Pandemie begann der Krieg in der Ukraine und Neenstetten musste neben den bereits aufgenommenen Geflüchteten aus Syrien geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufnehmen. Ich bin sehr dankbar, dass sich Familien gefunden haben, die ihre leerstehenden Immobilien zur Unterbringung zur Verfügung stellten.

Wie Sie sehen, sind die Aufgaben eines Rathauschefs sehr vielseitig und es gibt viele Chancen - wenn es die Finanzen zulassen - zusammen mit dem Gemeinderat die Gemeinde voranzubringen und zu einem Dorf zu entwickeln, in welchem die Menschen leben wollen und sich wohlfühlen.

Aber es ist nicht nur der Gemeinderat mit dem Bürgermeister, der einen Ort am Leben hält und lebenswert macht. Vielmehr sind es die vielen Vereine mit ihren ehrenamtlichen Vorständen und Mitgliedern. Denen gilt mein ganz besonderer Dank und Anerkennung. Auch einzelnen Personen, die sich selbstlos z. B. in der Betreuung der Geflüchteten in unserer Gemeinde engagieren. Ohne das ehrenamtliche Engagement wäre das Zusammenleben in unserer Gesellschaft nicht denkbar!

Die Dritte und mithin wichtigste Säule in unserer Gemeinde stellen die vielen Unternehmen dar. Sie schaffen Arbeitsplätze und tragen zu einer guten Infrastruktur bei. Es ist nicht selbstverständlich, dass in einem Ort unserer Größenordnung ein Restaurant, eine Dorfwirtschaft, ein Dorfladen, ein Hofladen, ein Getränkehandel mit Mosterei und Brennerei, ein Metzgereigeschäft und eine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle vorhanden sind. Es sind die Betreiber, die dies am Leben halten und unseren Ort so lebenswert machen. Ihnen gilt auch mein besonderer Dank! Zudem den vielen Handwerks- und Dienstleistungs-betrieben. Sie schaffen Arbeitsplätze und unterstützen unsere Gemeinde mit erwirtschafteten Steuern. Ihnen allen wünsche ich weiterhin eine erfolgreiche Zukunft.

Auch den landwirtschaftlichen Betrieben wünsche ich eine gute Zukunft und ein auskömmliches Einkommen. Sie sind es letztlich, die unsere Kulturlandschaft erhalten und unsere Ernährung sichern.

Zum Ende meiner Amtszeit bleibt mir, mich insbesondere beim Gemeinderat für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung zu bedanken. Es waren weitgehend einstimmige Beschlüsse, mit denen wir unser Neenstetten weiterentwickeln und voranbringen konnten.

Besonders danken möchte ich unserer Freiwilligen Feuerwehr und seinen Mannen, die sich selbstlos durch viele Übungsstunden und Fortbildungen einsatzbereit halten, um unsere Bevölkerung im Bedarfsfall schützen und retten zu können. Ganz vorne an gilt der Dank dem Feuerwehrkommandanten Max Haußmann und seinem Stellvertreter Ralf Faul und den Truppmännern. Auch soll hier der ehemalige Feuerwehrkommandant und Gemeinderat Ernst Leibing besonders genannt werden, der zuvor dieses Amt viele Jahre geführt hatte.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinen Mitarbeiterinnen in der Rathausverwaltung, zu Anfang Maria Häckel und Karin Albrecht und nach Ausscheiden von Frau Häckel, Sabine Winkelmann. Sie hielten und halten das Verwaltungsrädchen am laufen und haben mich in meiner Arbeit stets bestens unterstützt.

Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei Wannipha Braunmiller, die unermüdlich für die Sauberkeit der gemeindlichen Einrichtungen sorgt.

Mein besonderer Dank gilt unseren Bauhofmitarbeitern Karl Häußler und Bernd Straub. Sie fungieren als Amtsboten, halten unseren Ort sauber, pflegen den Friedhof und die gemeindlichen Anlagen und die Feld- und Waldwege. Auch die Bewirtschaftung des Gemeindewalds gehört zu ihren Aufgaben, sowie der erforderliche Winterdienst. Ich bin sehr froh, dass wir mit den Beiden ein sehr gutes Team in der Gemeinde haben, die ihre Arbeit zuverlässig und verantwortungsvoll wahrnehmen.

Die Gemeinde Neenstetten ist eine selbständige Gemeinde und Mitglied des Verwaltungsverbands Langenau. Die Geschäftsstelle mit seinem Geschäftsführer Hermann Schmid betreut und unterstützt unsere Gemeinde und die Zweckverbände in der allgemeinen Verwaltung, der Finanz- und Personalverwaltung, im Ordnungswesen und der Bauverwaltung. Sowohl die Geschäftsleitung wie auch alle Mitarbeiter des Verwaltungsverbandes unterstützen unsere Gemeindeverwaltung bestens. Dafür auch mein ganz besonderer Dank! 

Meinem Amtsnachfolger Tobias Dürr wünsche ich einen guten Start und viel Erfolg und Tatkraft in seinem neuen Amt. Möge er mit dem Gemeinderat und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut zusammenarbeiten und viel Freude bei seiner vielfältigen Arbeit haben!
Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger wünsche ich eine gute Zeit in Frieden und Freiheit. Bleiben Sie gesund und seien Sie allzeit behütet.
Ihr Martin Wiedenmann, Bürgermeister

 

Erstellt am 02.01.2024 von Karin Albrecht